Chronik

Von Skat- und Tennisspielern
Die Geschichte des Tennissports im SV Gehrden

Vor 50 Jahren, der SV Gehrden befand sich in den Vorbereitungen für seine 50 Jahr-Feier, der Krieg war gerade mal fünf Jahre vorbei, die Telefonnummern waren noch dreistellig, wurde im Deutschen Haus in Gehrden zwischen Bier, Skat, Contra, Re und sicher auch dem einen oder anderen Schnaps, die Idee für einen Tennisverein geboren.

Am 30. November 1950 war es dann endlich so weit für die Gründung der Tennissparte des SV Gehrden. Man traf sich im berühmt, berüchtigten Waldschlösschen, verfasste das dafür notwendige Papier und setzte der Ordnung halber auch noch seine Unterschriften darunter.
Es dauerte dann noch knapp 9 Monate, in denen man mit viel Idealismus und persönlichem Einsatz den ersten Tennisplatz in Gehrden, auf dem Gelände des SV Gehrden erbaute.

Das Anspiel fand in Anwesenheit aller Tennisfreunde und Honoratioren am 8. August 1951 statt. Fritz Kütemeier, langjähriger Präsident des Niedersächsischen und Deutschen Tennisverbandes und Dr. Hans Dralle sind glücklich die ersten Bälle über das Netz zu schlagen.
Doch irgendetwas stimmt nicht. Nachdem reihenweise die Bälle hinter der Grundlinie einschlagen, stellt man fest - der Platz ist auf jeder Seite ein Meter zu kurz geraten.

Siebzehn Erwachsene und 20 Kinder gehörten zu den Pionieren des Gehrdener Tennissports. Der Andrang ist groß und nach Spielende muss das Netz abgebaut und beim Platzwart abgegeben werden. Die Mitgliederzahl wuchs, ein zweiter Platz wurde gebaut und die Wartezeit auf das nächste Match verbrachte man in der "Butze", einem luftigem, nach allen Seiten offenen Unterstand.

Bis 1969 zählte man 161 Mitglieder. Dies führte unweigerlich zu Gedränge bei der Vergabe der Plätze und mancher wird sich vieleicht daran erinnern, wie bohrende Blicke und die Geräusche trommelnder Finger auf dem Gartentisch aus der Butze die Konzentration auf sein Aufschlagspiel zunichte machte und man entnervt aufgab. Um die Situation zu entspannen und zu ordnen, mussten Regeln her. Hausfrauen und Jugendliche mussten nun auf Zeiten ausweichen, die nicht von der arbeitenden Bevölkerung genutzt werden konnten.

1971
wurde die neue Bezirkssportanlage mit vier Tennisplätzen fertiggestellt. Es gab zwar keine "Butze" mehr, doch sportlich bedeutete dies einen großen Schritt nach vorn. Ein Bauwagen, später dann eine Gartenlaube diente als Umkleideraum.

Sofort wurde der Aufnahmestopp aufgehoben und bis 1975 zählte die Sparte 400 Mitglieder. Im gleichen Jahr wurde die Tenniswarte eingeweiht. Ein weiterer Aschenplatz und drei Hartplätze waren mittlerweile hinzugekommen. Der Tennisboom in Gehrden war im vollen Gang.

1986 dann der große Schock, schwer verwüstet hinterließen unbekannte Täter in der Nacht vom 30. auf den 31.7.1986 das Tennisgelände. Die Tenniswarte brannte bis auf die Grundmauern nieder. Dies unglückliche Ereignis schaffte den Raum für unser heutiges Clubhaus. Die Grundsteinlegung erfolgte am 26. Oktober. Für den Rest der Saison 1986 diente ein Bauwagen als Clubhaus.

1987, Steffi Graf und Boris Becker verhalfen in dieser Zeit dem Tennissport in Deutschland endgültig zum Durchbruch, konnte das neue Clubhaus eingeweiht werden. Die drei Hartplätze waren zwischenzeitlich durch Aschenplätze ersetzt worden und 1989 konnten auch die Plätze 9 und 10 eingeweiht werden.

Die Geschichte unserer Tennissparte kann natürlich nicht nur als eine Aufreihung von Baumassnahmen betrachtet werden. Es gab und gibt natürlich auch sportliche Erfolge, die nicht vergessen werden dürfen.

Bereits kurz nach der Gründung beteiligten sich die Gehrdener Tennsspieler mit gutem Erfolg an den Tunieren des Niedersächsischen Tennisverbandes. Die Damen meldeten ihre Mannschaft für die "Poensgen-", die Herren für die "Meden-" und die Senioren für die "Schomburgk-Spiele". Bis 1971 konnte die Sparte aufgrund der beschränkten Platzkapazitäten nur vier Erwachsenenmannschaften und eine Jugendmannschaft verkraften.

Heute kann man die Anzahl der Mannschaften kaum noch zählen. Besondere Erfolge, und das ist typisch für die Gehrdener Tennissparte, erzielten in der Regel die Senioren und Jungsenioren. Während die "älteren" Herrschaften (Damen und Herren) sich auf Verbandsebene tummeln, müssen sich die jungen Leute mit Mannschaften im Bezirk herumschlagen. Ein herausragender Erfolg gelang den Jungsenioren im Jahr 1989, als sie den Sprung in die Oberliga schafften.

Im Laufe der Jahre gab es selbstverständlich auch Skandale, Dramen und Theater. Mal etwas kleiner und mal etwas größer. Nehmen wir zum Beispiel das Jahr 1966. An den Universitäten brodelt es, der Zeitgeist verlangt den Muff der Nachkriegszeit abzuschütteln, die Revolution steht überall vor der Tür. So auch in Gehrden.

Sechs Vertreter des Tennissports fühlen sich als Spartenmitglieder durch den Gesamtvorstand des Sportvereins gegängelt und beschließen den TC Gehrden zu gründen. Dies bleibt dem Vorstand natürlich nicht verborgen und er straft die sechs Freidenker mit einem Bann. Schriftlich wird ihnen mitgeteilt und zur Sicherheit auch noch ans Schwarze Brett des Gesamtvereins genagelt, dass sie ab sofort aus dem SV Gehrden ausgeschlossen sind.

Erst die Intervention des bereits oben erwähnten Fritz Kütemeier konnte das Schlimmste verhindern. Gesamtvorstand und Freidenker einigten sich, der Bann wurde aufgehoben und der Sportbetrieb konnte fortgesetzt werden.

Oder 1971, die Stadtverwaltung Gehrden unterbreitet dem Verein einen Nutzungsvertrag, der auch Nichtmitgliedern die freie Spielmöglichkeit auf den Tennisplätzen einräumt. Der Spartenleiter tritt zurück, alle Mannschaften werden zurückgezogen und die Sparte droht auseinanderzubrechen. Aber auch hier kam die Rettung. Diesmal nicht von Fritz Kütemeier, sondern die Stadtverwaltung lenkte ein.
Bravo !

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